Acht Freunde, fünf Wochen und ein Aktmodell

Während sich in der guten alten Heimat die Segler langsam auf das Winterlager vorbereiten, brennt in der Türkei immer noch die Sonne mit 30 Grad vom Himmel. Es ist, keine Frage, die beste Zeit des Jahres. Die Abende werden etwas kühler, der Wind legt leicht zu. Einfach herrlich. Und diese Herrlichkeit konnte ich in den vergangenen fünf Wochen mit acht Freunden aus Deutschland teilen. Mitte September rückte zunächst die Hamburger Herrenrunde an, gegründet 2007 bei Mr. Kebab (wahrscheinlich bereits ein Omen, wohin es mich einmal treiben wird), die sich dort jeden Donnerstag traf, um gemütlich zu essen und sagen wir mal so: herzhaft zu trinken. Nachdem einige von uns die Hansestadt verlassen hatten, sei es nach Berlin oder die USA, verödete das wöchentliche Ritual, nicht aber die Freundschaft, die uns einmal jährlich zu einem Wochenende ausrücken ließ, um der guten alten Zeiten zu huldigen. Und dieses Jahr sollte es die Türkei sein.
Als der Stammtisch die Dilly-Dally wieder verließ, blieben die Erinnerungen an fantastische Tage zwischen Kas und Kekova - und Lars!  Der hatte sich mittlerweile zum besten Heckleinenausbringer ever gemausert, wahrscheinlich angespornt von seinem Titelgewinn bei der ersten offenen Meisterschaft im „Waterboarding“ - einer neuen Szenesportart. Dabei zieht ein Boot an einer Leine Topathleten hinter sich her und erhöht konstant die Geschwindigkeit. Es treten immer zwei Herausforderer gegeneinander an, wer zuerst die Leine loslässt, fliegt aus dem Wettbewerb. Klassisches K.O.-System. Lars hielt sich mühelos dank ausgefeilter Taktik (ähnlich dem Fosbury-Flop im Hochsprung) und einer aerodynamisch an große Wasserlebewesen angepasster Rumpfform bis zu knapp sechs Knoten. Der Titel war ihm sicher. (siehe Video unten)
Von Kas segelten wir nach Göcek, wo wir Mareen und Ilija aufgabelten, die zu diesem Zeitpunkt seit zwei Wochen den gleichen Nachnamen trugen, und bereits mit ihrem dritten Aufenthalt auf der Dilly-Dally in einem Jahr den Besucherrekord knackten. Nach ein paar Tagen in einsamen Buchten und schicken Restaurants setzten wir sie an einem einsamen Strand aus, weil sie dort noch Robinson besuchen wollten.
Lars und ich düsten weiter, wieder zurück nach Göcek, um die Strandsegelfreunde Maike und Kai-Uwe aufzugabeln. Zu viert an Bord ging es zurück nach Kas, um den besten Heckleinenschwimmer ever abzusetzen, der nach knapp drei Wochen wieder zurück nach Deutschland musste.
Da Kai-Uwe mir bereits vor einem Jahr geholfen hatte, die Dilly-Dally nach dem Kauf nach Kas zu segeln, ahnte er bereits, was auf ihn zukommen würde. Schon damals hatte er das halbe Boot zusammen mit unserem Freund Sven Kraja in Schuss gebracht, jetzt, nach einem Jahr, war die Liste der Instandhaltungen bereits wieder stattlich angewachsen. Und so erklomm er vier Mal den Mast, um zu checken, zu reparieren und auszutauschen. Er dichtete alle Decksluken ab, tauschte Scharniere, wartete den Motor, wechselte Filter, Impeller und Öl, schraubte am Kartenplotter, bis der Display wieder Seekarten zeigte statt wirrem Flimmern, wie das Testbild damals nachts um zwei, als es nur drei Programmen gab. Er befreite die Schraube eines befreundeten Seglers von dessen Dinghyleine, half einen Südafrikaner zu retten, dessen Yacht sich nachts in der Marina im Sturm losgerissen hatte, schwang sich von Boot zu Boot, bewaffnet mit Werkzeug. Selber schuld, warum hat er auch 15 Jahre auf der Norderney Werft Dübel & Jesse gearbeitet. Zu seiner Freude entdeckte in der Kas-Marina auch noch eine stattliche Alu-Yacht, die er vor 30 Jahren gebaut hat. Nur die Freude bei den Eignern war noch größer, die uns spontan zum Bier an Bord einluden. 
Und Maike? Die rubbelte, was das Zeug hielt, die Politur fest im Griff, bis das Edelstahl mit der Sonne um die Wette glänzte. Und wenn sie Ruhe suchte, dann zückte sie ihrem roten Stift und lektorierte knapp 600 Seiten meiner Texte. Was soll ich sagen? Ich bin sehr, sehr dankbar!
Es wäre falsch zu sagen, dass es eine Belohnung für die beiden gewesen wäre, aber sicherlich war es eine einmalige Erfahrung. Unser guter Freund und Aktfotograf Jim (seine Geschichte ist übrigens  im Buch „Träum weiter!“ nachzulesen), hatte für mehrere Tage Shooting das australische Aktmodell Anne Duffy in die Türkei einfliegen lassen. Als wir uns in einer Ankerbucht bei Kas trafen, wechselte sie das Boot, um mit uns zurückzusegeln - und die Hüllen am Bug fallen zu lassen. So kam es zum ersten Aktshooting auf der Dilly-Dally. Mit Sicherheit die hübscheste Galionsfigur, die an diesem Tag durch das Mittelmeer segelte. Alles natürlich mit künstlerischen Anspruch :)

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